Aufkleber unter anderen mit politischen Botschaften gegen Rechtsextremismus beschmücken die Schließfächer der Schüler in der Fichtenberg-Oberschule im Berliner Steglitz; © picture alliance/dpa/Lisa Ducret
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Debatte mit Ann Kristin Schenten, Lena Lehmann und Stefan Tarnow - Hakenkreuze als Jugendsünde? – Rechtsextremismus an Schulen

"Schulen müssen sich positionieren." – Lena Lehmann

Am Mikrofon: Ann Kristin Schenten

Schulen haben ein zunehmendes Problem mit Rechtsextremismus und die Politik unternimmt zu wenig dagegen, so der Sprecher des Landesschülerrats Brandenburg, Stefan Tarnow. Mit einem eindringlichen Appell richteten er und andere Schülervertreter sich vor wenigen Wochen an die Politik.

Hakenkreuze an den Wänden, rassistische Beleidigungen, tätliche Übergriffe und Holocaust-Leugnungen – all das wird immer alltäglicher auf deutschen Schulhöfen. Mehrere Studien belegen das.

Lehrerinnen und Lehrer sind aufgefordert, dagegen vorzugehen. Doch sie sind häufig überfordert, erklärt die Bildungsreferentin Lena Lehmann aus Sachsen-Anhalt. Sie schweigen oder werden sogar selbst zu Tätern. Lehmann berät Lehrkräfte, die etwas gegen den Rechtsextremismus tun wollen. Ein schwieriges Unterfangen, denn rechtsextreme Gruppierungen haben längst verstanden, wie sie junge Menschen erreichen können.

Der Umgang mit dem Thema Rechtsextremismus darf nicht an einzelnen, engagierten Lehrkräften hängen bleiben. Vielfalt und Demokratiebildung sind Auftrag von pädagogischen Wirken und Schularbeit. Deswegen raten wir dazu, das zum Leitthema machen. "Schule ohne Rassismus" und "Schule mit Courage" sind Beispiele dafür. Es muss einen permanenten Umgang im sozialen Raum Schule damit geben.

Lena Lehmann

Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrkräfte haben Angst und Sorge vor rechtsextremer Gewalt an ihrer Schule. Trotzdem wird das Thema gerne klein geredet. Häufig werden Hakenkreuze als Jugendsünde abgetan. Gewalt wird zwar ernst genommen, aber man lenkt dann oft hin zu anderen Motiven weg vom Rechtsextremismus. Dabei muss jeder rechtsextreme Vorfall den staatlichen Schulämtern gemeldet werden. In unseren Augen passiert das aber nicht in allen Fällen.

Stefan Tarnow
Lena Lehmann (© Privat) und Stefan Tarnow (© Privat); Montage: radio3
Bild: Privat| Privat

Gäste

Lena Lehmann,

geboren 1984, studierte Erziehungswissenschaften, Arbeitspraxis in niedrigschwelliger Jugendsozialarbeit, Hilfen zur Erziehung sowie Erwachsenenbildung. Seit 2018 ist sie Bildungsreferentin und Beraterin bei Miteinander – Netzwerk für Demokratie und Weltoffenheit in Sachsen-Anhalt e.V.. Ihre thematischen Schwerpunkte sind Erziehung, Vorstellung von Familie und Geschlechterrollen sowie Sozial-, Bildungs- und Familienpolitik im Kontext von Rechtsextremismus.

Stefan Tarnow,

geboren 2006, ist seit Juni 2023 Sprecher des Landesschülerrates Brandenburg. Der 18-jährige Lübbener Schüler setzt sich mit seinem Gremium für die Interessen von über 300.000 Schüler*innen ein.