Kleisteck Berlin - "Banksy: A Vandal Turned Idol"
Das Interesse an dem mysteriösen Street-Artist Banksy, der seine Werke heimlich an Wände sprayt und dessen Identität bis heute immer noch nicht offiziell gelüftet worden ist, bricht nicht ab. Überall auf der Welt schießen Banksy-Ausstellungen wie Pilze aus dem Boden. Seit dem 1. Dezember 2023 hat wieder eine in Berlin eröffnet, die vorher schon in über 30 anderen Städten rund um den Globus zu sehen gewesen ist: "Banksy: A Vandal Turned Idol" heißt sie und zeigt einige Banksy-Originalwerke.
Die Ausstellung zeigt ziemlich am Anfang ein Video von einem Mann, der eine Siebdruckmaschine bedient. Der Mann ist von hinten gefilmt, er trägt eine Kapuze über dem Kopf. Hier wird suggeriert, dass der Mann auf dem Video Banksy sei. Auch wenn dem sicher nicht so ist: Die Siebdruck-Technik ist relevant für Banksys Werk. Nicht für seine illegalen Aktionen auf der Straße, aber für den Teil seines Werks, mit dem er tatsächlich Geld verdient: Seine Drucke in limitierten Editionen. Weit über 40 Prints werden hier ausgestellt. Und – noch wertvoller – 18 Originale! Zumeist Leinwandarbeiten. Werke, bei denen Banksy tatsächlich selbst die Spraydose geführt hat: Lenin auf Inlineskates der Marke Nike zum Bespiel, oder ein Mädchen, das eine Fliegerbombe umarmt.
Hier sind nicht lauter nachgebildete, abgepauste Banksy-Werke zu sehen, wie in vielen anderen Ausstellungen. Hier gibt es echte Banksys, aus privaten Sammlungen gegen Geld ausgeliehen. Alle Originale sind von Banksys Agentur Pest Control zertifiziert. Ausgestellt werden die Zertifikate allerdings nicht, da die Namen der Besitzer:innen darin eingetragen sind. Und die wollen anonym bleiben.
Kleisteck Berlin: "Banksy: A Vandal Turned Idol"
Werke für das deutsche Publikum
Welche Werke genau gezeigt werden, ändert sich je nach Ausstellungsort. Nach welchen Gesichtspunkten die Auswahl für das deutsche Publikum getroffen worden ist, bleibt unklar. Zum Teil hängt es damit zusammen, welche Kunstwerke von Sammler:innen zur Verfügung gestellt werden. Aber es ist auffällig, dass kaum Banksys Israel-kritische Kunst zum Thema Nahostkonflikt zu sehen ist. Dabei ist das ein Thema, mit dem durchaus ein ganzer Raum gefüllt werden könnte.
Die Oberthemen der Räume sind stattdessen unter anderem: Konsum, Politik, Affen, Ratten, oder das Mädchen, dem der rote Herzluftballon davonfliegt. Das ist reizvoll. So wird die Entwicklung eines Motivs in verschiedenen Varianten sichtbar: Vom Plattencover über ein illegales Graffiti an der Wand – hier als Fotografie ausgestellt – bis zur Leinwandarbeit, die Banksy vielfach variiert oder als Print verkauft. Durch den kostenlosen Audioguide erfährt man viele interessante Hintergrundgeschichten zu den Werken.
Für Unterhaltung ist gesorgt
Auch der Bereich Unterhaltung kommt in dieser Banksy-Ausstellung nicht zu kurz. Es gibt eine Mediahall, in der auf den Wänden Videoinstallationen zu Banksy-Themen projiziert werden. Die sind eher verspielt und nur an Banksys Kunst angelehnt. Es geht da zum Beispiel um Banksys berühmte Ausstellung Barley Legal in Los Angelas. Bei der hat Banksy ein Wohnzimmer mit pinker Tapete samt goldenem Blumenmuster ausgestattet und eine echte Elefantendame – im selben Muster bemalt – davorgestellt.
In der Videoinstallation der Ausstellung sieht man eine animierte Tapete. Ein animierter bemalter Elefant löst sich daraus und trottet auf die Besucher:innen zu, bis er gegen ein Glas stößt, das laut klirrend zerbricht. Das ist zwar ein witziger Video-Effekt, hat aber mit Banksys ursprünglicher künstlerischer Idee nicht mehr viel zu tun.
Auch die Brillen, die man sich aufziehen kann, um damit in einer Virtuellen Realität durch Bristol oder London zu spazieren, führen auf eine falsche Fährte. Die Banksy-Graffitis, die während des Spaziergangs an den Hauswänden erscheinen, sind von Banksy nicht nur größtenteils an komplett andere Hauswände gesprayt worden, sondern sogar in komplett anderen Städten.
Gegen Banksys Willen
So ist diese Ausstellung eine Mischung aus echten Werken mit dazugehörigen gut recherchierten Fakten – und Klamauk, durch den sich die Besucher:innen nicht verwirren lassen dürfen. Sie ist auch nicht besonders billig: Bis zu 24 Euro kostet ein Ticket. Das ist Geld, das nicht bei Banksy ankommt. Denn diese Schau findet – wie aktuell alle Banksy-Ausstellungen weltweit – gegen den Willen des Künstlers statt. Einzige Ausnahme: Banksys eigene, die in Glasgow zu Ende gegangen ist und jetzt einen neuen Ausstellungsort sucht.
Ortrun Schütz, rbbKultur