The Philharmonic Brass: Overture! © Decca
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Album der Woche | 08.01. - 14.01.2024 - The Philharmonic Brass: "Overture!"

Mit guten Freunden gemeinsam musizieren – das ist der Impuls für die Blechbläser der Wiener und Berliner Philharmoniker gewesen, als sie ihr neues Ensemble "The Philharmonic Brass" ins Leben gerufen haben. Auf ihrem Debüt-Album "Overture!" präsentieren sie ein buntes Repertoire. Es reicht von Beethovens Egmont Ouvertüre bis zu den packenden Rumba-Rhythmen in Gershwins Cuban Overture.

Schon einige Zeit haben der Trompeter Matthias Höfs und der Tubist Paul Halwax über ein Ensemble nachgedacht, das die Blechbläser der Berliner und Wiener Philharmoniker und deren Freunde zusammenbringt. Doch erst während der Corona-Pandemie hatten die viel beschäftigten Musiker die Gelegenheit dazu, erste Proben zu realisieren.

Sarah Willis, Hornistin © Gregor Hohenberg
Sarah Willis, Hornistin | Bild: Gregor Hohenberg

Ein neuer Klangkosmos entsteht

Dass The Philharmonic Brass so brillant klingt und sich die Musiker auf Anhieb so gut ergänzt haben, ist für die Hornistin Sarah Willis keine Selbstverständlichkeit gewesen:

"In Wien haben die eine andere Tradition von Blechbläserspielen als wir in Berlin. Die spielen auf anderen Instrumenten - und nicht nur das, wir haben auch Blechbläser aus anderen Orchestern."

Umso mehr haben sich die Musiker bei ihrem Debüt-Album über die Arbeit mit dem Dirigenten Tugan Sokhiev gefreut, der mit dem Ensemble "wie mit einem ganzen Orchester" gearbeitet hat. In nur kurzer Zeit ist ein ebenso nuancenreicher wie strahlender und kraftvoller Gesamtklang entstanden.

Zwischen Leidenschaft, Tradition und Freundschaft

Junge Musiker spielen bei The Philharmonic Brass mit Spitzenkräften zusammen und haben die Gelegenheit, von den erfahrenen Kollegen zu lernen und sich auszutauschen. Neben der Bewahrung von Tradition und spieltechnischer Raffinesse steht insbesondere auch die Freude am gemeinsamen Musizieren im Zentrum, wie Sarah Willis betont:

"Das ist wirklich aus Freundschaft geboren und man hört in der Musik, wie sehr wir alle verbunden sind, dass wir wirklich so eine schöne Zeit zusammen haben.“

Eine musikalische Entdeckungsreise ohne Grenzen

Voller Enthusiasmus hat sich The Philharmonic Brass für das Debüt-Album "Overture!" nicht auf eine Epoche oder einen Stil beschränkt: Schicksalsschwere Ouvertüren wie die zu Verdis "La Forza del destino" und die Egmont Ouvertüre von Ludwig van Beethoven stehen im Kontrast zu den glanzvollen und opulenten Melodien in Antonin Dvořáks "Karneval" und Dimitri Schostakowitschs "Festlicher Ouvertüre".

Dass zwischen den klassischen Ouvertüren noch George Gershwins "Cuban Overture" erklingt, bereichert das Album um eine zusätzliche Facette und offenbart die beeindruckende stilistische Vielseitigkeit des Ensembles. Verspielt und tänzerisch tritt hier das Schlagwerk in den Vordergrund und führt das Ensemble beschwingt durch die lateinamerikanischen Rhythmen.

Neue Herausforderungen bei bekannten Werken

Im Symphonieorchester gibt es eine klare Rollenverteilung zwischen den einzelnen Instrumentengruppen - und wenn es um die Melodieführung geht, müssen die Blechbläser meist den Streichern und Holzbläsern den Vortritt lassen.

Während der gemeinsamen Proben war es für die Musiker jedoch nicht nur eine große Freude, die sprichwörtliche erste Geige zu spielen, sondern die Ouvertüren auch aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Die ungewohnten Herausforderungen dabei fasst die Hornistin Sarah Willis so zusammen:

"Oft haben wir Hörner die Nachschläge oder die Trompeten haben oben eine Linie, aber so etwas Virtuoses wie eine Geigenstimme oder eine Flötenstimme, das haben wir alle nicht erwartet.“

Dass die halsbrecherischen Themen und Motive der überwiegend populären Ouvertüren nun von den Trompeten, Hörnern oder Posaunen übernommen werden, lässt die altbekannten Melodien in einem neuen Licht erscheinen und ermöglicht somit eine aufregende Neubetrachtung der Kompositionen. Für ausgemachte Fans von Blechblasmusik ist es zudem ein pures Vergnügen zu hören, wie die Musiker ihr spielerisches Können eindrücklich auf die Spitze treiben.

Florian Rumberg, rbbKultur