Datteln und Tee © imago-images.de
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Orientalische Delikatesse - nicht nur zum Fastenbrechen - Datteln - Brot der Wüste

Seit dem 10. März feiern Muslime in Berlin und Brandenburg Ramadan. In dieser Zeit sind Datteln im Handel allgegenwärtig und in einer größeren Vielfalt erhältlich als sonst, denn diese Früchte sind im Ramadan sehr beliebt. Ein Paar Datteln und ein Glas Wasser brechen gegen Abend das Fasten "sanft" vor dem richtigen Abendessen. Auch beim persischen und kurdischen Neujahrsfest Nawroz spielen Datteln eine große Rolle. Die Frucht aus dem Orient ist nicht nur pur eine echte Delikatesse, frisch oder getrocknet - sie schmeckt hervorragend sowohl in süßen als auch in herzhaften Speisen.

Wie kommen Datteln zum Ramadan? Der Prophet Mohammed soll selbst am Ende eines Fastentages Datteln gegessen haben. Doch nicht nur: Es heißt, dank der Datteln habe er längere Zeit in der Wüste überleben können. Das wundert nicht, denn Datteln sind in den Trockengebieten von Persien und Pakistan bis Nordafrika schon immer ein sehr wichtiges Grundnahrungsmittel gewesen. Angebaut wurden sie schon in der Antike, in den Oasen der Wüstenregionen.

Frische Datteln haben einen hohen Wassergehalt und sind für Beduinen und Wüstenreisende Durstlöscher und Snack zugleich. Der hohe Zuckergehalt macht sie lange haltbar. Deswegen werden sie "das Brot der Wüste" genannt: Sie sind sehr nahrhaft und reich an Vitaminen, Mineralien und Ballaststoffen, außerdem enthalten sie auch eine Aminosäure, die den Schlaf fördert, weswegen viele Menschen in der arabischen Welt kurz vor dem Schlafengehen Datteln essen.

Datteln für die Nachfahren

Es gibt über 1.500 Sorten Datteln, aber nur wenige eignen sich für Anbau und Handel. Sie wachsen auf sehr hohen Bäumen, das macht die Ernte aufwendig. Ein altes arabisches Sprichwort lautet: "Wer Datteln sät, erntet keine Datteln", denn es dauert bei den Palmen 30 bis 40 Jahre, bis sie Früchte geben - in manchen Fällen sogar 80 oder 90 Jahre.

Die größte Dattelvielfalt erlebt man in diesen Tagen auf den Märkten von Kairo, dem wichtigsten Umschlagplatz für diese Frucht überhaupt. Aus der Siwa-Oase, in der westlichen ägyptischen Sahara, sollen die Palmen mit den besten Datteln der Welt wachsen. Ägypten, der Iran und Saudi-Arabien produzieren den großen Anteil der Datteln, die in den Handel gehen. Die meisten Datteln, die über das ganze Jahr in Deutschland zu finden sind, stammen wiederum aus Tunesien.

Von Königsdatteln und Fingern des Lichtes

Hervorragende Datteln sind die sogenannten Königsdatteln von der Sorte Medjoul, die rötlich-dunkel aussehen. Medjoul-Datteln sind größer und fleischiger als normale Datteln. Sie sind besonders süß und cremig und werden oft mit Nüssen gefüllt. Am meisten verbreitet sind bei uns die Früchte aus Nordafrika oder auch aus Kalifornien, wo der Anbau vor über 100 Jahren von Auswanderern aus Marokko initiiert wurde. Die schmalen Datteln tragen den poetischen Namen "Deglet Nour" - "Finger des Lichtes", weil ihr Fleisch vor dem Sonnenlicht durchsichtig wird und den Kern erkennen lässt. Sie sind im Handel meist getrocknet und naturbelassen zu finden, oft noch an der Rispe. Sie schmecken sehr delikat nach Honig und Karamell, sind aber etwas faserig.

Bei allen Sorten sollte man darauf achten, dass die Früchte naturbelassen und nicht zur Konservierung in Glukosesirup getaucht sind, denn diese schmecken fast nur nach Zucker!

Mit Walnüssen gefüllte Datteln © Andrea Warnecke/dpaMit Walnüssen gefüllte Datteln

Frisch oder getrocknet

Die meisten Datteln, die kommerzialisiert werden, sind getrocknet. Frische Datteln gibt es in der Regel nur in den 4 - 6 Wochen nach Beginn der Ernte. Diese beginnt im Herbst und endet im Dezember oder Januar. Frische Früchte haben eine gelbe oder rote Farbe, sehen wie Pflaumen aus und sind weniger süß und viel saftiger als die Getrockneten. Ganz frisch sind sie allerdings nicht: Sie werden nach der Ernte meist schockgefrostet und erst nach dem Transport und kurz vor dem Verkauf aufgetaut. Deswegen müssen sie kühl gelagert und relativ schnell verzehrt werden.

Bei den "frischen" Datteln, die das ganze Jahr über in den Läden zu kaufen sind, handelt es sich meistens um persische Mozafati-Datteln, die vollgereift sind und sich am Anfang des Trocknungsprozesses befinden. Die mokkafarbigen, sehr weichen und wenig saftigen Datteln halten sich im Kühlschrank auch ein Jahr lang - bis zur nächsten Ernte!

Eine Frucht mit 360 Verwendungen

Datteln sind sehr vielseitig, und schmecken auch in Kombination mit salzigen Zutaten: Zum Beispiel mit Frischkäse wie Mascarpone oder mit Hartkäse wie Comté, im Speck gewickelt und gebacken, oder in Lamm- und Geflügelgerichten, eventuell von Reis oder Couscous begleitet.

Aus arabischer Sicht hat die Pflanze ja 360 mögliche Verwendungen! Aus Datteln werden auch Dattelhonig, Dattelkonfitüre, Dattelsirup, Dattelmehl, Dattelessig und Dattelwein gemacht. Eine sehr verführerische, aber so gut wie unbekannte Spezialität mit Datteln gibt es auf Malta: "Imqaret" sind kleine, mit Dattelpaste gefüllte und in Öl frittierte Blätterteigtaschen, die es nur an einem Kiosk am Busbahnhof von La Valletta zu kaufen gibt.

Elisabetta Gaddoni, rbbKultur

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