Lara Schützsack: Derselbe Mond © FISCHER Sauerländer
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Kinder- und Jugendbuch ab 11 Jahren - Lara Schützsack: "Derselbe Mond"

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Die Berliner Autorin Lara Schützsack wurde 2014 für ihr Debüt "Und auch so bitterkalt" über ein magersüchtiges Mädchen mit gleich zwei renommierten Jugendliteraturpreisen - dem Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis und dem Ulla-Hahn-Autorenpreis - ausgezeichnet. Inzwischen hat sie vier Bücher geschrieben. In allen geht es ums Erwachsenwerden und die kleineren und größeren Probleme, die damit verbunden sind. Das gilt auch für ihr neues Buch "Derselbe Mond".

Magdalena, Sofia und Flip sind beste Freunde. Nach der Schule hängen sie im Skaterpark ab. Doch in letzter Zeit hat sich irgendwas zwischen ihnen verändert. Noch bis vor kurzem konnten sie die Sätze der anderen zu Ende sprechen, jetzt redet Sofia ständig vom Küssen und findet alles entweder "räudig" oder "megasüß". Und Flip wird plötzlich von den Mädchen angestarrt und scheint ihre Blicke zu genießen. Magdalena fühlt sich immer öfter von den beiden ausgeschlossen und auch sie selbst erzählt ihnen nicht mehr alles.

Ein Baumhaus aus Wörtern

Vor allem nichts von ihrer Leidenschaft für Gedichte. Die beiden würden sie für völlig irre halten, wenn sie wüssten, dass Magdalena Gedichte schreiben und sogar beim Schreibwettbewerb teilnehmen möchte, fürchtet sie. Seitdem sie im Deutschunterricht über Gedichte sprechen, will Magdalena keine Sekunde mehr vom Unterricht verpassen. Sie möchte alles über Gedichte wissen und wünscht sich nichts sehnlicher, als dass ihre Lehrerin das merkt.

"Ich will Frau Morgenstern sagen, dass ich gerne mitmachen würde bei diesem Wettbewerb. Ich will ihr noch viel mehr sagen, will ihr sagen, dass ich davon träume, etwas aus Worten zu bauen. Ein Baumhaus, eine Hütte, ein Iglu oder einen Tempel. Etwas, in dem man sich zu Hause fühlen kann. Etwas, das einen schützt. Stattdessen sage ich gar nichts."

Verwirrende Zeit, in der man sich "dazwischen" fühlt

Lara Schützsacks Protagonistin bleibt oft stumm, wenn sie eigentlich etwas sagen möchte. Nicht nur ihren Freunden und der Lehrerin gegenüber, sondern auch zu Hause. Ihre Eltern haben sich vor kurzem getrennt. Seitdem fühlt sich ihr Zuhause nicht mehr wie ein Zuhause an, aber mit ihren Eltern kann sie über diese Gefühle nicht sprechen.

Lara Schützsack zeigt mit ihrem vierten Buch erneut, wie gut sie es versteht, die Gefühle ihrer jungen Protagonisten einzufangen. In leichtem Ton und mit viel Empathie schreibt sie über den Beginn der Pubertät, diese verwirrende Zeit, in der man kein Kind mehr ist, aber auch noch nicht erwachsen, und in der sich Magdalena oft "dazwischen" fühlt: Zwischen Skaterpark und Gedichteschreiben, zwischen dem, was sie denkt, und dem, was sie sagt, zwischen ihrer Mutter und ihrem Vater.

Wenn man etwas kann, und es den anderen nicht zeigt, ist das Universum beleidigt

Trotzdem macht die Geschichte auch Mut. Denn eines Tages taucht November im Skaterpark auf. Das Mädchen mit den seltsamen Klamotten und den blaugefärbten Haaren scheint sich nicht darum zu scheren, was andere von ihr denken. Sofia findet sie "räudig", aber Magdalena ist fasziniert von ihr. Bis sie zu dieser neuen Freundschaft stehen kann, dauert es ein bisschen, aber dann ermutigt November sie, sich doch noch für den Schreibwettbewerb anzumelden. Denn wenn man etwas kann, und es den anderen nicht zeigt, sagt sie, dann ist das Universum beleidigt. Und so findet Magdalena schließlich durch November und durch die Poesie einen Weg, ihre Gefühle nicht länger zu unterdrücken.

Sarah Hartl, rbbKultur