Laila Salome Fischer: Scenes of Horror © Perfect Noise
Perfect Noise
Bild: Perfect Noise Download (mp3, 8 MB)

Album der Woche | 26.02. - 03.03.2024 - Laila Salome Fischer: "Scenes of Horror"

Für die Berliner Mezzosopranistin Laila Salome Fischer darf es gern etwas düsterer und auch ein bisschen schaurig sein: Sie ist bekennender Horrorfan! Mit den Musikerinnen und Musikern des Ensembles Il Giratempo und dem Cembalisten und Flötisten Max Volbers hat Laila Salome Fischer ein kleines Grüppchen Gleichgesinnter gefunden. Gemeinsam haben sie ihrer Leidenschaft ein ganzes Album gewidmet. "Scenes of Horror" heißt es – der Titel ist Programm!

Was die Menge, Vielfalt und den Gruselfaktor von Horrorszenarien anbelangt, kann den Librettisten und Komponisten der Barockzeit wohl kaum jemand das Wasser reichen. Zimperlich waren die wirklich nicht: Da wird vergiftet, erstochen, ertränkt, öffentlich hingerichtet und von Geistern heimgesucht.

Max Volbers: "'Scenes of Horror' ist vielleicht der lebendige Beweis, dass Barockmusik und besonders Barockoper mehr ist als Friede, Freude, Eierkuchen."

Von einem Albtraum in den anderen

Die Mezzosopranistin Laila Salome Fischer durchlebt auf dem Album "Scenes of Horror" in unterschiedlichsten Rollen einen Albtraum nach dem anderen. Da verflucht sie als Ariodante voller Schmerz die vermeintlich untreue Geliebte, als Montezuma blickt sie tapfer der drohenden Hinrichtung entgegen oder stellt als Dejanira mit Todesschrecken fest, dass sie mehr oder weniger aus Versehen den Tod ihres Mannes verursacht hat – was für eine Horrorvorstellung!

Laila Salome Fischer: "In der Musik kriegt man das alles mit. Man spürt die Schlangen auf seiner eigenen Haut, wenn man das anhört!"

Wie ein Höllenfeuer

Angetrieben wird sie dabei vom Ensemble Il Giratempo unter der Leitung des Flötisten und Cembalisten Max Volbers. Die Musikerinnen und Musiker bieten Laila Salome Fischer immer wieder eine farbige musikalische Kulisse samt loderndem Höllenfeuer: Es brodelt, es kracht - manchmal wird es beinahe martialisch.

Horror ist nicht gleich Horror!

Obwohl der Grundtenor der einzelnen Szenen ähnlich ist, ist jede für sich eine eigene musikalische Welt.

Max Volbers: "Wenn man eintaucht in diese Musik, stellt man fest, dass so unglaublich viele Klangfarben und Affekte in diesem Thema stecken. Das eigentlich Schöne an diesem Programm ist, dass bei allem Morbiden und Schrecken so viele Emotionen und Klanglichkeiten durchschimmern."

Da kann es auch mal ganz zart uns sanft klingen, wie in der Arie des Fernando aus Attilio Ariostis Oper "La fede ne’tradimenti".

Laila Salome Fischer, Mezzosopranistin © Stefan Gawlick
Bild: Stefan Gawlick

Laila Salome Fischer: "Das ist eigentlich ein beinahe schon hoffnungsvolles Stück. Er verabschiedet sich von der Welt. Er weiß, dass er sterben wird. Aber gibt an seine Liebste weiter: 'Mit dir kann ich gehen von dieser Welt.'"

Mitfiebern bis zur letzten Note

Mit wärmsten Timbre und mit an Schwerelosigkeit grenzender Leichtigkeit gesungenen Ornamenten interpretiert Laila Salome Fischer jede einzelne Rolle mit einer Eindringlichkeit, die einen schlicht erschüttert zurücklässt. Ausdruck ist oberstes Gebot!

Das gilt auch für Max Volbers, der in Antonio Vivaldis "La Notte" zu seiner Flöte gegriffen hat. Er spielt hier nicht nur gewohnt virtuos, sondern auch absolut glaubwürdig – da schlottern einem förmlich die Knie im Angesicht von Vivaldis auskomponierter Geisterheimsuchung.

Laila Salome Fischer, Max Volbers und das Ensemble Il Giratempo haben mit ihrem neuen Album eine fesselnde Sammlung barocker Gruselszenen eingespielt, die an Vielseitigkeit und musikalischer Schlagkraft kaum zu überbieten sind. "Scenes of Horror" ist auf allen Ebenen Gänsehaut pur!

Henrike Leißner, rbbKultur