Maria u. Matthias Well: Zingarissimo © GLM / Fine Music
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Album der Woche | 11.12. - 17.12.2023 - Maria Well, Matthias Well u. Vladislav Cojocaru: "Zingarissimo"

Nicht nur Brahms liebte die ungarischen Melodien: Die Geschwister Maria und Matthias Well und Vladislav Cojocaru musizieren auf ihrem Album "Zingarissimo" feurig und voller Herzblut.

Im Booklet ist eine Dorflandschaft zu sehen - filigran mit Feder skizziert. Das Café-Haus an der Ecke weinberankt. Genau hier beginnt die Geschichte von Maria und Matthias Well und ihrer Liebe zur traditionellen ungarischen Musik.

Echte Volksmusik

Denn hier wuchs ihr Großvater auf. Mit Roma-Musik, die in der Wirtschaft täglich gespielt wurde. Urlaub beim Großvater hieß für die Geschwister Well später: Urlaub mit ungarischer Volksmusik. Die Familie in der Heimat Bayern zeigte sich irritiert. Das soll echte Volksmusik sein? Aber was ist schon echt. Ein Ungarischer Tanz von Brahms? Ein Slawischer Tanz von Dvorák? Kompositionen inspiriert vom Lokalkolorit.

Frei

Die Interpretationen mit Cello, Akkordeon und Violine sind gekonnt und extrem spielfreudig. Jeder in diesem Trio kommt aus der Volksmusik und hat obendrauf eine klassische Musikausbildung. Perfekt!

Die Arrangements stammen vom moldawischen Akkordeonisten Vladislav Cojocaru. Die moldawische Musik ist der ungarischen nicht unähnlich, sagt er. Immer wichtig seien freie Teile für Improvisation. Auch im eigens für das Album komponierten "Czardas". Täuschend echt klingt er.

Wurzeln

Es ist ein bewährtes Rezept: Die Angel auswerfen und fischen in der Tradition. Mit "ungarisch" ist sie indes nicht abgedeckt. Nicht zuletzt ist "Zingarissimo" auch eine Verneigung vor der Musik der Roma. Auch "Gloomy Sunday" ist dabei, "der traurige Sonntag", komponiert vom jüdisch-ungarischen Komponisten Reszò Serres. Matthias und Marias Opa hat den Enkeln dunkle Geschichten zur Musik erzählt. Und ja! Auch das ist Ungarn.

Vorherrschend ist auf dem Album allerdings ein extrem positiver Spirit. Mit einem Lachen sagt Maria Well: "Hauptsache schnell."

Ulrike Jährling, rbbKultur