Jermaine Sprosse: Johann Christoph Friedrich Bach © Prospero
Bild: Prospero

Album der Woche | 06.11. - 12.11.2023 - Jermaine Sprosse spielt Johann Christoph Friedrich Bach

Johann Christoph Friedrich Bach ist wohl der meist vergessene unter den komponierenden Bach-Söhnen. Von vielen seiner Kompositionen gab es bisher keine Aufnahmen. Ganz schön schade – so hat sich auch der Experte für historische Tasteninstrumente Jermaine Sprosse gedacht. Auf seinem neuen Album "Johann Christoph Friedrich Bach. Works for Keyboard solo" widmet er sich ganz den Klavierkompositionen von Johann Christoph Friedrich Bach und zeigt, dass der Bückeburger Bach musikalisch einiges zu bieten hat.

Für die Zeit zwischen Barock und Klassik gibt es viele Namen: Vorklassik, Sturm und Drang, Empfindsamkeit – ganz passend ist keiner der Begriffe für diese Epoche der Beibehaltung alter und Entwicklung neuer Ideen.

"Vielfarbig, affektreich, stilistisch offen und vor allen Dingen sehr improvisationseinladend für den Spieler", so beschreibt Jermaine Sprosse die Zeit und die Kompositionen eines ihrer interessantesten Vertreter: Johann Christoph Friedrich Bach.

Wie ein Schwamm

Die Kompositionen von Johann Christoph Friedrich Bach sind so vielfältig wie die Epoche, in der sie entstanden. Da klingt in der A-Dur-Sonate mit ihren unerwarteten Harmoniewechseln der Einfluss des Bruders Carl Philipp Emanuel an und in der F-Dur-Sonate die damals moderne Klassik eines Joseph Haydns in Wien. Auch die barocke Schule des Bachsohns wird in Gestalt einer Fuge in F-Dur auf Jermaine Sprosses neuem Album hörbar.

"Ich erlebe Johann Christoph Friedrich Bach eher so, wie einen gigantischen Schwamm, der alles Mögliche aufgesaugt hat, was in der Zeit im Umlauf war, die besten Sachen", so Jermaine Sprosse.

Zwei Virtuosen

Der Bückeburger Bach und Jermaine Sprosse erweisen sich als ein ideales Duo: Der eine war ein herausragender Musiker im 18. Jahrhundert, der andere ist es heute. Da wird meisterhaft getrillert und ein hochvirtuoser Lauf folgt dem anderen. Kadenzen und Verzierungen fügt Jermaine Sprosse improvisierend ein. Komponiert hat er für das neue Album auch.

Jermaine Sprosse, Pianist © Daniele Caminiti
Bild: Daniele Caminiti

Fantasieren à la J.C.F.

Eine Komposition auf dem neuen Album stammt nicht vom Bückeburger Bach: die Fantasie "J.C.F. Bachs Empfindungen". Da keine Fantasie von Johann Christoph Friedrich Bach selbst überliefert ist, hat Jermaine Sprosse selbst eine komponiert:

"Und da habe ich mir tatsächlich vorgestellt, wie das in seinem Kämmerchen für einen illustren Kreis geklungen haben könnte. So eine freie Fantasie."

Ein über 200 Jahre alter Hammerflügel

Das Instrument, das Jermaine Sprosse bei der Aufnahme seines neuen Albums gespielt hat, ist beinahe ein Zeitgenosse von Johann Christoph Friedrich Bach: ein restaurierter Hammerflügel von ca. 1805. Den zu spielen war für Jermaine Sprosse ein echtes Erlebnis:

"Das macht was mit Dir, wenn Du spielst, wenn Du aufnimmst. Du hast wirklich das Gefühl, in diese Musik hineinatmen zu können. Ja, das kann man gar nicht anders sagen."

Henrike Leißner, rbbKultur