Mr. Chai-Wala; © Thomas Platt
Bild: Thomas Platt

Südindische Küche in Charlottenburg - "Mr. Chai Wala"

Bewertung:

Indische Restaurants typisieren und stilisieren häufig ihr Speiseangebot, so dass so etwas wie eine Ordnung oder Gesetzmäßigkeit entsteht. Sie scheint sich auf die Küchen eines ganzen Subkontinents zu erstrecken. Auch im "Mr Chai Wala" wird dieser Eindruck gewahrt.

Mr. Chai-Wala; © Thomas Platt
Bild: Thomas Platt

Einige unkonventionelle Gerichte

Den Besuch lohnen allerdings einige unkonventionelle Gerichte. Sie entstammen allesamt der südindischen Tradition, allen voran verschiedene Dosas. Dabei handelt es sich um Verwandte der Crêpes. Sie kommen ohne die Zugabe von Ei aus und werden ausgesprochen knusprig gebacken. Ihr Teig besteht aus einem etwa einen Tag lang fermentierten Reismehl mit einem kleineren Anteil gemahlener Linsen.

Als klassische Füllung dieser umfänglichen Fladen gilt vor allem ein intensiv gewürzter – deutlich auszumachen sind Ingwer, Kreuzkümmel und Kurkuma – und in Ghee (geklärter Butter) gerösteter Kartoffelstampf, Masala genannt. Dazu gibt es drei Chutneys in Zimmertemperatur, unter denen das grüne mit Minze, Koriander und Zitrus auf Joghurt-Basis hervorragt. Als Vorspeise eignen sich besonders "Okra fries". Die rösche Art dieser oft recht schleimig auftretenden Schoten geht auf eine dünne, knackige Hülle aus Reisstärke zurück.

Südindische Serviettenknödel

Typisch für die südindische und tamilische, also sri-lankische Küche sind außerdem Idli. Diese halbmondförmigen, mild schmeckenden Gebilde aus ebenfalls fermentiertem Reisteig werden in Dampf gegart und mit Kokos- und Tomaten-Dips serviert. Am ehesten vielleicht sollte man sie mit unseren Serviettenknödeln vergleichen.

Curries & Samosas

Wie in einem Zusammenhang mit einer wesentlich größeren Konfiguration einerseits, mit provinzieller Beschränktheit andererseits wirken die vielgestaltigen, sozusagen allgemeinindischen Curries, genannt Eintöpfe, die mit Reis aufgetischt werden. Ähnliches gilt für die panierten Samosas, Cutlet-Kroketten und die ziemlich trocken geratenen Biryani-Reisberge mit Huhn oder Lamm (Preise zwischen 5,50 und 19,50 Euro). Ebenfalls Anlass zu Spekulationen über die Bedeutung vieler wie zufällig miteinander verbundenen Elemente bieten die gegrillten Fladenbrotsalate namens Kothu.

so schmeckt Berlin: Mr. Chai-Wala
Bild: Mr. Chai-Wala

Bunte Atmosphäre

Die Atmosphäre wird von Größe und Geschäftigkeit der unlängst ziemlich bunt ausgestatteten Räume um eine einsehbare Küche mit Tandoori-Ofen geprägt – und mindestens ebenso sehr von einem Service, der gleich in mehrfacher Hinsicht uniform zu nennen ist. Manchmal jedoch kann einem ein Kellner unversehens auch wie ein Junge vorkommen, der aus Spaß ein Kellnerhabit angezogen hat.

Thomas Platt, rbbKultur

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